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Der Junge und das Biest (Review, Blu-ray, Deutschland)

by TMSIDR

Auch neben Kyoto Animation – Werken gibt es natürlich sehenswerte Anime und als Fan von Summer Wars und Das Mädchen, das durch die Zeit sprang war ich natürlich gespannt, wie Mamoru Hosodas neuer Film geworden ist.

Da ich nur die Blu-ray selbst zugeschickt bekommen habe, kann ich nichts zur Verpackung sagen, so dass es gleich mit den inneren Werten weitergeht.

Der Inhalt

Der Junge Ren wächst ohne seinen Vater auf und als seine Mutter stirbt, läuft er von Zuhause weg und trifft in Shibuya das Biest Kumatetsu, dem er heimlich in seine Welt folgt. Kumatetsu ist zwar ein sehr starker Krieger, ist aber dank seines aufbrausenden Charakters nicht sonderlich beliebt in der Welt der Tiermonster.  Obwohl man Menschen als Gefahr ansieht, entschließt er sich, den Jungen in der Kampfkunst auszubilden, und die beiden sehr eigensinnigen und gleichzeitig unterschiedlichen Charaktere müssen lernen miteinander umzugehen.

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Wie schon bei Ame & Yuki – Die Wolfskinder und Summer Wars handelt es bei Der Junge und das Biest um eine Originalgeschichte, die nicht auf einem Manga oder einem Buch basiert, und zusammen mit Das Mädchen, das durch die Zeit sprang, das noch lose auf einem Roman basierte, liegt uns hier nun der vierte abendfüllende Film von Mamoru Hosoda vor (theoretisch könnte man auch One Piece – Baron Omatsumi und die geheimnisvolle Insel dazuzählen, aber ich vermute stark, das er da weniger Einfluss hatte als bei seinen späteren Werken). In seinem aktuellen Film zeigt sich klar seine Handschrift und er überzeugt wieder mit tollen Animationen und einer interessanten Geschichte mit sympathischen Charakteren, bei der auch der Humor nicht zu kurz kommt. Während allerdings die Wolfskinder eher emotional den Zuschauer bewegte, bekommt man hier eher viele tolle Actionsequenzen geboten, die sehr flüssig animiert sind und viele amüsante Streitereien zwischen dem Jungen und dem Biest. Es fiel mir auf den ersten Blick gar nicht auf, dass nicht mehr Yoshiyuki Sadamoto (Nadia, Neon Genesis Evangelion, .hack//SIGN) für das Charakterdesign zuständig ist, sondern es sich nun auf Mamoru Hosoda selbst und die etwas unerfahrenen auf dem Gebiet, Daisuke Iga und Takaaki Yamashita, verteilt. Mich überzeugte die Optik da schon sehr, wobei mich z.B. die Charaktere in Summer Wars etwas mehr überzeugten, wobei das wirklich Meckern auf hohem Niveau ist.

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Positiv hervorheben möchte ich noch den niedliche „Maskottchencharakter“ Chiko, der zwar nicht viel zu tun hat, die Herzen der Zuschauer aber mit seiner Niedlichkeit erobern kann. 😉

Etwas stärker fällt auf, dass man dieses Mal sehr viel den Computer eingesetzt hat, um Hintergrundcharaktere zu animieren. Dies war allerdings auch nötig, um die Strassen so lebhaft in Shibuya und in der „Monsterwelt“ darstellen zu können. Wenn man genau hinschaut, kann man die CGI-Herkunft gut erkennen, aber im Vergleich zur Konkurrenz fand ich die Ergebnisse schon sehr überzeugend. Auch bei Kamerafahrten fand ich den Computereinsatz sehr gelungen und die Szenen wirkten nie als Selbstzweck, sondern sorgten für mehr Dynamik.

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Wie schon erwähnt, können dann die Kämpfe mit (wohl größtenteils) traditionellen Animationen voll und ganz überzeugen und die Schläge werden so kraftvoll inszeniert, dass man sie als Zuschauer schon fast spüren kann. Natürlich wird CGI auch beim effektvollen „Endkampf“ offensichtlich eingesetzt, aber auch hier fügte sich alles gut ins Gesamtbild ein. Natürlich spielen auch die Hintergründe in der Filmliga und vor allem Shibuya wirkt sehr realistisch, aber immer noch animemäßig genug, damit die Charaktere sich gut einfügen können. Sehr gelungen fand ich auch die Bildkomposition, die auch mal gerne Charaktere lange von der Seite zeigte und nicht unnötige Schnitte rein brachte, sondern den Zuschauer einfach die flüssigen Animationen genießen lässt.

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Wie bei Ame & Yuki – Die Wolfskinder ist wieder Masakatsu Takagi für die Musik zuständig und überzeugt mit sehr unterschiedlich klingenden Stücken, die die Atmosphäre des Films gut unterstreichen. Auch dieses Mal wählte Hosoda für die Stimmen der Charaktere eher normale Schauspieler und keine Seiyuus, so dass die Stimmen etwas natürlicher klingen als man das bei vielen Anime gewohnt ist. Ich schaute den Film komplett auf Japanisch und fand die Charaktere sehr überzeugend dargestellt. Die deutsche Synchronisation von EuroSync fand ich größtenteils auch sehr gelungen, wobei ich nur in paar Szenen reingehört habe, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Am Ende des Films wird die Sprecherliste angezeigt, hier ein Auszug:

Ren/Kyuta (Kind) – Luisa Wietzorek
Ren/Kyuta – Christian Zeiger
Kumatetsu – Matti Klemm
Hyakushubo – Alexander Doering
Tartara – Tobias Lelle
Jiromaru – Sebastian Kluckert
Jiromaru (Kind) – Maximiliane Häcke
Ichirohiko (Kind) – Victoria Frenz
Ichirohiko – Jeffrey Wipprecht
Iozen (Wildschwein-König) – Hans-Eckart Eckardt
Großmeister (Hase) – Peter Groeger
Kaede – Lina Rabea Mohr

Besonders toll fand ich Matti Klemm als Kumatetsu, der sehr viel stimmgewaltig, einem Tiermonster passend, sprach. Mich überzeugte auch sehr Tobias Lelle als Tartara. Ren/Kyuta in beiden Varianten fand ich ganz in Ordnung. Etwas weniger gut fand ich nur Kaede in der deutschen Synchronisation, die ich in der japanischen Fassung irgendwie passender zum Charakter fand. Allerdings hörte ich auch nicht in alle Szenen mit ihr rein und es hängt wohl auch davon ab, was man zuerst gehört hat. Man kann klar sagen, dass hier Universum Anime wieder eine sehr überzeugende Synchronisation hat machen lassen.

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Kommen wir nun aber mal zu den inneren Werten des Films. Da für manche Mamoru Hosoda als ein möglicher Nachfolger von Hayao Miyazaki gilt und in der Animebranche solche Vergleiche natürlich auf der Hand liegen (wobei ich auch nicht jeden Miyazaki-Film als Meisterwerk bezeichnen würde), ist die Erwartungshaltung natürlich ausgesprochen hoch, wenn ein neuer Film von ihm erscheint. Nun stellt sich die Frage, kann der Film diese Erwartung erfüllen? Ich würde sagen, teils teils. Beim Anschauen langweilte ich mich nicht und fühlte mich die ganze Zeit sehr gut unterhalten. Die Charaktere sind wieder liebenswert und die Interaktionen wirken frisch und natürlich. Allerdings fand ich etwas schade, dass die Handlung in der Mitte etwas ziellos wirkte und manch Handlungsstrang nicht komplett ausgearbeitet scheint. Vielleicht merkt man hier etwas, dass der Regisseur sich bei seinen vorherigen Werken noch Hilfe für das Script geholt hatte und gerade in diesem Gebiet kann ein Einfluss von außen helfen, Übergänge zwischen Szenen flüssiger erscheinen zu lassen und die Handlung etwas zielgerichteter ablaufen zu lassen. Der Film leidet meiner Meinung nach nur relativ wenig darunter, da die Handlung schnell genug erzählt wird. Ich habe Ame & Yuki – Die Wolfskinder bislang nur einmal gesehen und deswegen fällt mir das Vergleichen schwieriger, aber mir persönlich haben Summer Wars und Das Mädchen, das durch die Zeit sprang besser gefallen, aber das ist wieder Meckern auf hohem Niveau.

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Sehr positiv finde ich allgemein, dass die Thematiken sich in seinen Filmen sehr unterscheiden und auch die Hauptcharaktere nicht so wirken, als hätte man sie in seinen anderen Filmen schon gesehen. Man kann den Stil der Macher zwar gut erkennen, aber inhaltlich bekommt man viel Neues geboten. Wenn man gute, relativ familienfreundliche Animefilme mag (FSK12), sollte man hier unbedingt reinschauen. Etwas schwächer ist er schon im Vergleich zu seinen anderen Werken, aber ich hatte wirklich viel Spaß mit dem Film und freue mich schon auf das nächste Werk von Mamoru Hosoda.

Die Technik

Zunächst wird man nach der Anzeige der Universum Anime – Logoanimation von einem Menü mit Ausschnitten aus dem Film begrüßt:

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Das Menü ist recht simpel gestaltet, aber passt gut zum Film und funktioniert schnell und ist übersichtlich.

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Und hier ein Blick in das Popup-Menü, das sich während des Films anzeigen lässt:

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Für mich sieht der Film so aus, als wäre er auch in Full HD animiert worden. Die Konturen sind scharf und die Details der Hintergründe sind gut erkennbar. Ein ganz leichtes Rauschen scheint im Bild zu sein, das man aber nur erkennt, wenn man sich Flächen genauer anschaut. Vielleicht führt dieses auch dazu, dass man an manch Linie etwas die Kompression erkennen kann. Dafür muss man aber auch sehr genau hinschauen und beim normalen Schauen leistete die Bitrate von 34 MBit eine gute Arbeit. Allerdings wäre auf der Blu-ray auch noch Platz für eine etwas höhere gewesen.

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Der Ton liegt verlustfrei komprimiert in 5.1 und 24bit in beiden Tonspuren vor und schlägt damit manch aktuelle Hollywoodproduktion von den reinen Werten her, aber auch die Abmischung gefällt mir gut, denn vor allem in den Actionsequenzen wird ein guter Raumklang geboten.

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Bei den deutschen Untertiteln handelt es sich nicht um Dubtitles (die Synchronisation unterscheidet sich vom Wortlaut etwas) und ich konnte keine Fehler finden und das Timing fand ich auch in Ordnung.

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Bei der 1-Blu-ray-Variante gibt es leider kein Bonusmaterial, sondern nur ein paar Trailer für andere Filme von Universum Anime. Es gibt allerdings noch eine Limited Collector’s Edition, die noch eine Extra-Blu-ray, Postkarten und eine Novel bietet.

Spezifikationen

Originaltitel: バケモノの子 – The Boy and The Beast

Größe des Hauptfilms: 39.837.450.240 bytes
Gesamte Disk: 41.220.562.312 bytes
Länge: 1:59:37.753

Bild: 

MPEG-4 AVC Video 33992 kbps 1080p / 23,976 fps / 16:9 / High Profile 4.1

Ton:

DTS-HD Master Audio German 3934 kbps 5.1 / 48 kHz / 3934 kbps / 24-bit (DTS Core: 5.1 / 48 kHz / 1509 kbps / 24-bit)
DTS-HD Master Audio Japanese 4061 kbps 5.1 / 48 kHz / 4061 kbps / 24-bit (DTS Core: 5.1 / 48 kHz / 1509 kbps / 24-bit)

Untertitel: 

Deutsch und eine Untertitelspur für die Schilder.

Ländercode:
B (A wurde mit US-PS3 getestet)

BDInfo

Fazit

Ob man sich mit der reinen Film-Blu-ray begnügt oder zur besser ausgestatteten Fassung greift, muss jeder selbst für sich entscheiden. Erstere alleine ist schon eine gelungene Veröffentlichung für einen unterhaltsamen Animefilm.

 

Vielen Dank an Universum Anime für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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5 comments

Zensurgegner 10. Juli 2017 - 09:44

Kann man vielleicht auch etwas über die Extras auf der Bonusdisk sagen? Danke!

Reply
TMSIDR 13. Juli 2017 - 12:44

Ich habe die Bonus-Disk leider nicht als Teil des Rezensionsexemplars erhalten, deswegen kann ich dazu nicht viel sagen. Hier fand ich zumindest eine Auflistung:

http://www.bluray-disc.de/blu-ray-filme/der-junge-und-das-biest-limited-collectors-edition-blu-ray-disc

Reply
Zensurgegner 14. Juli 2017 - 09:52

Vielen Dank für die Mühe! Die Nächste Frage wäre ob das viele Bonusmaterial in HD ist. Aber dort steht eindeutig das es sich um eine Bonus DVD handelt.

Reply
TMSIDR 18. Juli 2017 - 12:42

Bei Amazon gibt es ein Bild, das zeigt, dass es wohl eine Blu-ray ist. Dann sollte das Material auch in HD vorliegen (heutzutage sollte das kein Problem mehr darstellen): https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/91eyHGiBlUL._SL1500_.jpg

Reply
Zensurgegner 21. Juli 2017 - 20:07

Wenn das stimmt dann wäre sie der französische Version (ausnahmsweise) überlegen, dort ist die Bonusdisk nur eine DVD und von der Menge her scheint es dort weniger zu sein als bei uns, auch wenn die Extras sich vielleicht unterscheiden. Dennoch ist das mit den HD Extras noch nicht ganz sicher. Der Hersteller müsste für Klarheit sorgen.

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